1988, Autostop nach Griechenland
Die ganze Sache ist irgendwie anders verlaufen, als wir uns es gedacht haben. Aber, ganz von Anfang an. Die DB hatte damals ein Angebot namens "Twenticket", das waren recht günstige Fahrkarten von und nach Irgendwo in Europa. Kurzfristig haben ein guter Freund und ich eine Karte gekauft, von Lamia in Griechenland nach Salzburg. Hinkommen wollten wir per Autostop, immer entlang der Bahn, die Fahrkarte als Rückfahrversicherung.
Am Rasthof "Hochfelln" an der A8 haben wir uns positioniert, mit Rucksack und viel Abenteuerlust. Vier Stunden später waren wir 30km weiter, in Walserberg an der Grenze nach Österreich. In der Abenddämmerung haben wir erstmal Kaffee getrunken, nicht der letzte in dieser Nacht, acht Stunden mussten wir warten, bis uns endlich jemand mitnahm, bis zur Gabelung, wo die Strecke nach Graz von der Tauernautobahn abzweigt. Am Rasthof "Tauernalm" haben wir festgestellt, dass es besser gewesen wäre, über Graz zu fahren. Kommando zurück, bis zur Gabelung, wo die Strecke nach Graz abzweigt. Alles kein Problem. Als Tramper hat man Zeit und der Weg ist bekanntlich das Ziel.
Kurzum, bis Bruck an der Muhr sind wir gekommen, es war fast Mitternacht. Zähneknirschend am Bahnhof ein Ticket nach Spielfeld gekauft, zur Jugoslawischen Grenze. "Woit´s nach Griechnland?" war die Frage des österreichischen Zöllners, wir "Ja, wenn klappt". Von den 14 Stunden Wartezeit auf dem Zollhof ahnten wir noch nichts. Ein persischer Trucker mit einem Mack wollte uns mitnehmen, für zwei reichte sein Platz in der kleine Kabine des Haubenwagens nicht, sorry...
Irgendwann hat uns ein deutscher Fernfahrer aufgegabelt, er hatte Bananen und eine eiskalte Cola im Kühlschrank. Schön war´s. Bis zum Autobahnkreuz Zagreb hat er uns mitgenommen, er sagte, es wären nur einige Meter zum nächsten Rasthof. Einige Meter können auch einige Kilometer sein, in sengender Sommerhitze. Wir kamen dort ins Gespräch mit einem türkischen LKW-Fahrer, der gerade einen Reifen wechselte. Ein alter Scania 111, er nahm uns mit.
Bis nach Nis sind wir mit dem netten Herrn gefahren, der Reifen wurde noch öfters gewechselt. Damals gab es noch den legendären "Autoput", jene Fernstrasse, zweispurig, mit den vielen Autowracks am Straßenrand. Abenteuer pur.
Keine Chance, aus Nis rauszukommen, wir haben den Zug genommen, bis Skopje. Was tun, Anschluss erst am nächsten Morgen, mit dem Akropolis Express aus München. Schlafen am Bahnhof war nicht leicht, die Bahnpolizei hat alle halbe Stunde uns und viele andere Rucksacktouris aus dem Schlaf gerissen. Ab diesem Moment war auch der Autostop gestorben. Der Akropolis Express sollte uns bis nach Lamia (GR) bringen.
Die Bahnfahrt an sich war wunderschön. Die Bahnhöfe hatten so was südländisches!
In Lamia angekommen, hatten wir natürlich keine Bleibe, und kaum noch Geld. Die Stadt war nicht so prickelnd, nach ein paar Bier haben wir uns an den Bahnhof verzogen, die Isomatten und Schlafsäcke am Güterschuppen im Gebüsch ausgerollt und sind in einen unruhigen Schlaf gefallen. Alco-Dieselloks können sehr laut sein, wenn sie an einer Steigung anfahren...
Am nächsten Morgen, ein alter Bekannter, der Akropolis Express, diesmal der Gegenzug nach München. Wir stiegen ein, bis Platamonas, ein kleiner Ort an der Küste. Das Geld reichte noch für eine Nacht am Campingplatz, endlich eine Dusche, und ein Kilo Weintrauben. Und dann, eine Stunde Durchfall....
Am nächsten Mittag gab es wieder einen Akropolis Express, nach München. Kein Geld mehr, Twenticket, heimwärts!
Diesen eigenartigen Kompressor der griechischen Staatsbahn habe ich vor der Ankunft unseres Zuges im Bahnhof von Platamonas aufgenommen, ein uriges Gerät.
Die Heimfahrt bis Salzburg war alles andere, als schön. Der Zug überfüllt, ich habe zuerst in der Gepäckablage, später auf dem Gang geschlafen. Jeder, der auf die Toilette musste, hat mich geweckt.
Von Salzburg bis Traunstein, wie wir angefangen hatten, per Autostop. In Griechenland waren wir volle zwei Tage, gerade mal zum Duschen. Aber es war ein Abenteuer, das ich nicht missen möchte. Und hier war wirklich der Weg das Ziel.