Die Atomlokomotive X-12
Manchmal sucht man irgendwas im Netz
und plötzlich fällt einem eine eigenartige Geschichte in die Hände. Es ist
eine phantastische Geschichte, die Gott sei Dank nie in die Tat umgesetzt wurde
Am Anfang der 50er Jahre hatte man bekanntlich schon erste Erfahrungen mit
atomarer Energie, vor allem auf militärischem Gebiet. Aber es liefen auch
umfangreiche Forschungsprogramme zur friedlichen Nutzung nuklearer
Energiequellen. Untersucht wurden u. a. die Nutzung als Energiequelle zum
Antrieb von Kraftfahrzeugen, Flugzeugen und Lokomotiven.
Ein Atomphysiker namens Lyle Borst entwickelte in den USA unter dem Projektnamen
X-12 eine atomar angetriebene Lokomotive. Sie sollte aus zwei fest gekuppelten
Teilen bestehen, einem A-Unit mit drei Co´-Drehgestellen und einem führerstandslosen
B-Unit mit der Achsfolge Co´2. Irgendjemand beschrieb die
Konstruktionszeichnungen dieser Lok als "ähnlich einer E-Einheit mit
langer Nase". Das Gewicht der Lokomotive wurde mit 396 Tonnen und die
Leistung mit ca. 12000 PS angegeben.
Der Antrieb sollte durch 12 herkömmliche elektrische Fahrmotoren erfolgen,
deren Strombedarf von vier durch eine Dampfturbine angetriebene Generatoren
gedeckt wurde. Herz des Antriebs jedoch war ein kleiner Reaktor, achteckig, ca.
30/100cm, aus hochwertigem, rostfreien Edelstahl, durch den die Heizrohre geführt
worden wären. Dieser Reaktor sollte in einem knapp 200 Tonnen (!) schweren
Panzer gelagert werden. Natürlich waren auch Strahlungsmesser und eine
automatische Abschaltung des Reaktors im Falle eines Unfalls vorgesehen.
Das Projekt scheiterte dann letztendlich (noch bevor ein Prototyp entstand) an
den hohen Kosten, die etwa vier Mal höher lagen, als bei einer
Diesellok-Kombination gleicher Leistung.
Das "Life-Magazine" vom 21.06.1954 enthielt übrigens einen Bericht über
diese Lok, die nicht zuletzt an der Gefährlichkeit der Sache scheiterte. Auch
in deutscher Sprache erschien in den frühen 50er Jahren ein Buch, das das Thema
Atomlok X-12 behandelte.
So stellte man sich diese Lok Anfang der 50er Jahre vor. Kurioserweise ist sie im Bild unten neben einer deutschen Dampflok abgebildet.